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Alzheimer Therapiezentrum der Neurologischen Klinik Bad Aibling

Im September 1999 haben mein Mann und ich das Alzheimer Therapiezentrum der Neurologischen Klinik Bad Aibling kennengelernt. Darüber möchte ich gerne berichten.

Die Leiterin des Zentrums ist Frau Dr. Barbara Romero.

Mein Mann und ich waren 3 1/2 Wochen im Zentrum.  Aufgenommen werden Patienten nur in Begleitung ihrer pflegenden Angehörigen und in unserer Gruppe waren wir acht Paare. Pflegende Angehörige waren ausschließlich (während unserer Zeit dort) Ehepartner, überwiegend Frauen mit ihren Männern.

Mein Mann ist im September 90 geworden. Meistens wird er von seiner Umwelt als geistig wach und rüstig beurteilt. Vor einem Jahr aber wurde bei ihm im Alzheimer-Zentrum der TU München die Alzheimer Krankheit diagnostisiert - und zwar im frühen Stadium bei Spätbeginn.

In der Gruppe wirkte er geistig besser erhalten als die anderen (der Jüngste war erst 57 J. alt).  Dazu kamen aber andere körperliche Gebrechen - leichte Inkontinenz, Unsicherkeit beim Gehen, Tremor.  Er fand sich gut zurecht mit den anderen, hatte Freude an der Rolle, anderen behilflich zu sein.

Sein Tagesablauf bestand aus Therapie von 9 - 12 Uhr, nachmittags meistens 2 Stunden dazu.  Für mich gab es ein getrenntes Programm für ungefähr die Hälfte der Zeit.  Für ihn war es eine Zusammenstellung aus Gruppenarbeit (Gymnastik, Spazierengehen, Gedächtnisübungen), Einzelgesprächen zur Stützung der biographischen Erinnerung und andere Gespräche, um Besonderheiten der Situation des Einzelnen aufzugreifen. Für uns Angehörige standen Gruppengespräche mit Erfahrungsaustausch, Pflegeberatung, gezielten Informationsmitteilungen zur Verfügung, sowie auch Kunsttherapie, Massage und Einzelberatung. Es gab eine umfassende Beratung zur Klärung der Problematik Krankenversicherung, Pflegeansprüche, usw., .

Die medizinische Betreuung war umfassend.  Das betreuende Team besteht aus der Leiterin (Psychologin), Ärztin, Krankenschwester, Psychologe, Sozialpädagogin. Sie alle sind gut auf das leitende Konzept der "Selbsterhaltungstherapie" von Frau Dr. Romero eingestimmt.  Es gab auch Visiten vom Stations- und Chefarzt der Neurologischen Klinik und einmal einen Besuch von Herrn Professor Dr. Förstl von der Klinik der TU München.

Wir waren in schönen 2-1/2 Zimmer Appartments untergebracht.  Die Verpflegung war ausgezeichnet.  Alles verlief in einer eher häuslichen Atmosphäre.  Wir hatten 24-stündigen Zugang zur Küche und zum Waschraum (Waschmaschine + Trockner).

Das Programm ist für Rollstuhlfahrer und für alle Kranken mit Weglauf-Tendenzen nicht geeignet.

Mein Mann und ich fühlen uns durch diese Tage gestärkt.  Wir haben vieles gewonnen, was uns in der nächsten Zeit nützlich sein wird.  Wir haben vor, im nächsten Sommer wieder einige Wochen im Zentrum zu verbringen.

Unsere private Krankenversicherung hat die vollen Sätze für drei Wochen übernommen.  Wir haben von anderen Teilnehmern gehört, daß auch ihre Kassen drei Wochen übernehmen.  Da die empfohlene Behandlungszeit 4 Wochen beträgt, bleibt die Entscheidung, ob aus der eigenen Tasche auch etwas geleistet wird.

Der Prospekt kann so angefordert werden:

Alzheimer Therapiezentrum der Neurologischen Klinik Bad Aibling
Kolbermoorer Straße 72
83043 Bad Aibling
Tel (08061) 38 79-0
Fax    "    38 79-11
email: Alzheimer@schoen-kliniken.de
Homepage: http://www.alzheimer-therapiezentrum.de

Ich stehe gerne für zusätzliche Informationen zur Verfügung.

Mary Anne Kuebel

Ergänzungen:

In Bad Aibling sind die Hälfte der aufgenommenen Personen Demenzkranke (viele, aber nicht alle, Alzheimer-Kranke) - die andere Hälfte sind die pflegenden Angehörigen. Wir haben erlebt, daß gerade diese Kombination zu Ergebnissen geführt hat, die uns, sowohl jeden als Einzelperson, als auch beide als Paar, auf vielfältige Weise nach der Rückkehr nach Hause unterstützen.  Gerade darin, dass der/die pflegende Angehörige dort voll im Programm mitmacht und nicht nur gelegentlich zum Besuch kommt, liegt die Chance, daß der häusliche Alltag positiv beeinflusst werden kann. Ich habe in den Angehörigen-Gruppengesprächen, aber besonders in den Einzelgesprächen mit der Leiterin, Frau Dr. Romero, viele praktische Hilfen und Strategien im Umgang mit meinem Mann erlernt, die ich nach und nach umsetzen kann.

Ich will nicht versäumen, den Stellenwert der "Selbsterhaltungstherapie" im Programm zum Ausdruck zu bringen. Die Selbsterhaltungstherapie ist der Kern des Konzepts.  Dazu gibt es einen ausführlichen Artikel von Frau Dr. Romero im AlzheimerForum.

Ich habe den Aufenthalt dort als eine Zeit des Bündeln meiner/unserer Kräfte erlebt, auf nüchterne und fachkundige Weise.  Es hat mich gestärkt, unsere Realität besser und unverfälscht wahrzunehmen.  Damit habe ich gelernt, meine eigene Verantwortlichkeit (die notwendigerweise manchmal an eine Bevormundung meines Mannes grenzt) stärker zu leben.

Um den/die Kranke/n vom Sinn eines Aufenthalts zu überzeugen, ist es praktikabel, einen Aufenthalt dort als Hilfe für die speziellen Probleme wie z.B. "Wortfindungsprobleme" vorzuschlagen. Damit soll der/die pflegende Angehörige auch "einbezogen" sein.

 


Die Selbsterhaltungstherapie im AlzheimerForum

 


 

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