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Einspruch gegen den Bescheid der Pflegeversicherung

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich Widerspruch gegen die Entscheidung der Pflegekasse einlegen, meine Mutter in die Pflegestufe II einzustufen.

Begründung:

Meine Mutter braucht nicht nur tagsüber sondern auch in der Nacht Hilfe und Betreuung. In der Nacht meldet sie sich meistens mehrmals, ruft dann und wird unruhig. Ich muß daraufhin aufstehen und zu ihr ans Bett gehen. Häufig liegt sie dann schräg im Bett. Das heißt, ich muß sie wieder richtig lagern, gebe ihr etwas zu trinken und spreche mit ihr, damit sie sich wieder beruhigt. Ich prüfe dabei auch immer die Inkontinenz-Einlagen, die ich bei Bedarf wechsle. In letzter Zeit knöpft meine Mutter in der Nacht auch häufiger die Bettdecke auf oder ihr Nachthemd.

Tagesverlauf:

Ich gehe morgens mehrmals ins Zimmer meiner Mutter, um sie anzusprechen, da sie recht lange braucht, bis sie richtig wach ist. Ich helfe ihr dann beim Aufstehen und führe sie zur Toilette. Sie geht sehr langsam und schwer und macht häufig Pausen beim Gehen. Ich muß sie dabei ansprechen und wiederholt zum Gehen auffordern, da der Handlungsablauf bei ihr plötzlich abbrechen kann. Beim Hinsetzen auf die Toilette braucht sie meine Unterstützung, teilweise ist sie uneinsichtig und schwer dazu zu bewegen. Während sie auf der Toilette sitzt, muß ich bei ihr bleiben, da sie zu unkontrollierten Handlungen neigt.
So kann es sein, daß sie Kot aus der Toilettenschüssel nimmt, da sie Gegenstände und ihre Bedeutung nicht mehr einordnen kann. Danach gehen wir gemeinsam ins Bad, und ich wasche ihr den ganzen Körper.
Das Putzen ihrer Zähne ist teilweise sehr schwierig.
Zur Dekubitus-Prophylaxe und Hautpflege creme ich ihren ganzen Körper ein. Dann ziehe ich meiner Mutter die Unterwäsche an und kämme sie. Zum Anziehen führe ich sie ins Schlafzimmer, in dem ich ihr die zurechtgelegte Kleidung anziehe. Das Anziehen ist oft schwierig, da meine Mutter anfängt, mit den Kleidungsstücken zu spielen, sich gegen das Anziehen wehrt oder sich versteift. (Für die beschriebenen Verrichtungen mit Ausnahme des mehrmaligen Weckens brauche ich gut 60 Minuten).

Anschließend führe ich meine Mutter zum Frühstück ins Eßzimmer.
Ich schmiere die Brote, entferne die Rinde und zerkleinere die Brote mundgerecht. Meine Mutter ißt sehr langsam, sie kaut lange. Da sie auch beim Essen ihre Handlungen nicht mehr richtig kontrollieren kann, muß ich sie teilweise füttern. Nach dem Frühstück führe ich meine Mutter nochmals kurz ins Bad, um ihr Gesicht und Hände zu waschen. Dann bringe ich sie meistens ins Wohzimmer. (Für diese Tätigkeiten benötige ich 45 Minuten).

Gegen 11 Uhr gebe ich meiner Mutter eine kleine Zwischenmahlzeit, z. B. Joghurt oder Quark. (10 Minuten).

Ich muß meiner Mutter häufig am Tag zu trinken geben und ihr beim Trinken helfen. Sie trinkt immer nur kleine Mengen. (Insgesamt 10 - 15 Minuten).

Vor dem Mittagessen führe ich meine Mutter auf die Toilette und bringe sie dann ins Eßzimmer. (10 - 15 Minuten).

Ich bereite das Mittagessen portionsgerecht vor und zerkleinere feste Bestandteile. Meine Mutter braucht ständig Anleitung und konkrete Hilfe beim Umgang mit dem Löffel. Teilweise muß ich sie füttern. Sie ißt auch beim Mittagessen sehr langsam.

Anschließend führe ich sie wieder ins Bad, um Hände und Gesicht zu waschen und begleite sie dann ins Wohnzimmer. (60 Minuten)

Am Nachmittag erhält meine Mutter Kaffee und Kuchen. Ich helfe ihr wie üblich beim Essen. (30 Minuten)

Vor dem Abendessen führe ich meine Mutter wieder zur Toilette.
Meistens hatte sie dann auch Stuhlgang. Nach dem Waschen creme ich sie wieder zur Dekubitus-Prophylaxe ein. Ich führe sie dann wieder zurück ins Wohzimmer oder gleich ins Eßzimmer zum Abendessen (20 Minuten).

Zum Abendessen schmiere ich teilweise Brote, manchmal gibt es auch Grießbrei. Am Abend ist meine Mutter bereits müde. Deshalb ißt sie in der Regel noch langsamer als sonst. (45 Minuten)

Bevor ich meine Mutter zu Bett bringe, gehe ich nochmals mit ihr zur Toilette. (10 - 15 Minuten)

Dann führe ich sie ins Bad und wasche ihr Gesicht, Hände und den Intimbereich. Ich führe sie ans Bett, ziehe sie aus, ziehe ihr das Nachthemd an und helfe ihr, sich ins Bett zu legen.
Nach Möglichkeit sind wir zu zweit, um sie richtig zu lagern. (20 Minuten)

Zusätzlich wird meine Mutter einmal in der Woche gebadet.
Wochentags wird dies von zwei Krankenschwestern in einer guten halben Stunde durchgeführt. (2 x 30 = 60 Minuten). Wenn ich meine Mutter gelegentlich alleine bade, brauche ich dazu ebenfalls mindestens 6O Minuten.

Etwa einmal in der Woche kommt es auch vor, daß meine Mutter unbemerkt Kot aus ihrer Inkontinenz-Einlage nimmt und sich selbst sowie teilweise die Wohnung damit beschmutzt. Ich muß sie dann ganz waschen oder baden und manchmal die Wohnung reinigen. (etwa 60 Minuten pro Woche).
Ein- bis zweimal pro Woche muß ich morgens auch das Bett frisch überziehen, wenn es durch die Inkontinenz meiner Mutter naß geworden ist (etwa 20 Minuten pro Woche).

Insgesamt ergeben sich dadurch am Tag nochmals durchschnittlich 140 : 7 = 20 Minuten Pflegezeit.

Auf Grund meiner Aufstellung komme ich auf eine durchschnittliche tägliche Pflegezeit von mindestens 5 Stunden und 20 Minuten.

Ich bitte Sie deshalb, Ihr Entscheidung nochmals zu überprüfen.

Mit freundlichen Grüßen


 

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