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Wer bereits Hilfe hat, wünscht sich noch mehrGünther Schwarz, Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. (aus Alzheimer Informationen Sept. 1995)Erste Ergebnisse aus einer Befragung pflegender Angehöriger der Universität Erlangen/NürnbergAngehörige Demenzkranker, die bereits Hilfe in der häuslichen Versorgung durch Tages- oder Kurzzeitpflege in Anspruch genommen haben, haben fast doppelt so häufig den Wunsch nach mehr Hilfe als Angehörige, die bisher noch keine fremde Hilfe in Anspruch genommen haben. Zu diesem Ergebnis kam Dr. Elmar Gräßel von der Universität Erlangen/Nürnberg nach ersten Auswertungen von 400 Fragebögen, die von pflegenden Angehörigen Demenzerkrankter ausgefüllt wurden. Bei der Untersuchung geht es um Belastungsfaktoren pflegender Angehöriger im Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung und der Versorgungssituation. Obwohl das geschilderte Ergebnis zunächst widersinnig erscheint, stimmt es doch mit der Erfahrung vieler Angehörigengruppen überein: Wer einmal die Schwelle überwunden hat, fremde Hilfe anzunehmen und damit gute Erfahrungen macht, hat bald das Bedürfnis, noch mehr Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn er hat die positiven Auswirkungen der eigenen Entlastung erkannt, insbesondere dann, wenn der Kranke gut aufgehoben ist. Ebenso werden Angehörige, die noch keine Entlastung durch fremde Hilfe erfahren haben, z.B. auch aus Mangel an geeigneten Angeboten, weniger das Bedürfnis nach Hilfe äußern. Sie kennen die Vorzüge einer guten Entlastung noch nicht, sind vorsichtig oder kritisch. Schließlich hat der Wunsch nach fremder Hilfe auch damit zu tun, den Kranken ein Stück loslassen zu können. Wer dazu noch nicht in der Lage ist, wird auch weniger das Bedürfnis nach fremder Hilfe äußern oder verspüren. Oft sind Angehörige mit großer Hinwendung in der Pflege des Kranken beteiligt. Erst wenn sich die Belastungen über längere Zeit anhäufen und die Belastungsgrenze teilweise weit überschritten ist, wird der Wunsch nach Entlastung plötzlich verspürt, dann aber meist sehr deutlich. Aus zurückliegenden ähnlichen Untersuchungen von Dr. Gräßel an kleineren Gruppen ergab sich, daß das Ausmaß der tatsächlichen Hilfe, die ein pflegender Angehöriger in Anspruch genommen hatte, weder mit dem Ausmaß der subjektiv empfundenen Belastung des pflegenden Angehörigen, noch mit der Dauer der Pflege, also mit dem Krankheitsstadium, zusammenhing. Der einzige Zusamenhang ergab sich zum körperlichen Gesundheitszustand des Angehörigen. Wenn körperliche Beschwerden angegeben wurden, war auch das Ausmaß in Anspruch genommener Hilfen größer.
© Günther Schwarz
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