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Video-Weiterbildung: 10-Minuten-Aktivierung mit Verwirrten

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

"Greifen um zu Begreifen", "Ansprechen der Sinne" und "Gymnastik durch alltägliche Bewegungen mit Alltagsgegenständen" lauten wesentliche Prinzipien einer von Ute Schmidt-Hackenberg entwickelten Methode zur Aktivierung Demenz-Kranker. In sehr eindrücklicher und überzeugender Form veranschaulicht die Autorin in einem 30minütigen Videolehrfil, wie sie verwirrte alte Menschen regelrecht "wiederbelebt" bzw. "auftaut". Freudig interessiert greifen Demenz-Kranke das Angebot auf, aus früheren Lebensabschnitten vertraute Alltagsgegenstände zu begreifen, damit zu hantieren und sich auf ein Gespräch über deren Bedeutung und Funktionen einzulassen. Diese Vorgehensweise knüpft am Individuellen an und betont die Kompetenz der Patienten. Als "aktivierende" Gegenstände eignen sich beispielsweise alte Bekleidungsstücke, Küchengeräte (wie eine alte Kaffeemühle oder Einmachgläser) und - besonders für Männer - Werkzeug. Mit Gürtel laden dann beispielsweise zur Gymnastik ein und mit Schraubenziehern lassen sich Drehbewegungen üben. Zur praktischen Durchführung rät Frau Schmidt-Hackenberg u.a.:

  • Gruppen gleichartig Betroffener zu bilden
  • die Teilnehmer immer wieder individuell mit dem Namen anzusprechen
  • ihre Biografie zu berücksichtigen
  • nur einfache Aufforderungen zu stellen
  • alles in lebendiger Weise vorzumachen
  • nie zu korrigieren
  • alle Sinne anzusprechen (wie hat es gerochen und geschmeckt?)
  • alles Gesagte aufzugreifen
  • auf regionale Besonderheiten (Dialekt, Gebräuche) einzugehen
  • genügend Ruhepausen einzulegen.

Trotz des verbreiteten Zeitmangels dürfte die 10-Minuten-Aktivierung letztlich in jedem Heimalltag noch Platz finden. Die gegenstands- und handlungsbezogene Erinnerungsreise lockert die mitunter monotonen Abläufe auf und erlaubt es den Betreuern, die Patienten aus neuen Blickwinkeln zu sehen und so noch mehr schätzen zu lernen. Die Autorin empfiehlt allen Einrichtungen, "Gedächtnisschränke" einzurichten. Diese enthalten nach Themen geordnet Kästen oder Kartons (z.B. "Nordseestrand"). Alltagsgegenstände aus früherer Zeit lassen sich auf Flohmärkten, bei Trödlern oder bei Haushaltsauflösungen finden. Eine aktivierende Gestaltung des Wohnmilieus ergänzt die 10-Minuten-Aktivierung. Dazu eignet sich beispielsweise ein Schaukasten, der ähnlich wie ein Schaufenster regelmäßig neu gestaltet wird und die Vorbeilaufenden zum Anhalten einlädt. Wie im Film demonstriert kann auch eine monatlich wechselnde "Kontaktstelle mit der Jahreszeit" anregen. Im "Heumonat" Juli beispielsweise sind die Betreuerinnen angehalten, gemeinsam mit den Demenz-Kranken das an der Kontaktstelle dekorativ aufgebaute Heu aufzuschütteln, so daß der Geruch intensiver aufsteigt, und nach diesem zu fragen.

Der Lehrfilm wird ergänzt durch einen "Materialband", der in Videoform und ohne Kommentierung weitgehend ungekürzte Sequenzen aus der Aktivierungsarbeit zeigt.

Aufbruch in die Vergangenheit: 10-Minuten-Aktivierung mit Verwirrten + Materialband + Begleitbroschüre. 32 Minuten bzw. 60 Minuten. Vicentz Verlag Hannover 1996. 189 DM

Empfehlenswert ist auch ein weiterer 30minütiger Videofilm des gleichen Verlages, der anhand von Modelleinrichtungen in das "Problemfeld Demenz" einführt. Er zeigt den Umgang mit aggressivem und unruhigem Verhalten, kritisiert das klassische Realitätsorientierungstraining und plädiert nicht zuletzt für einen flexiblen Umgang mit den Kranken.

Auf der Suche nach Lösungen: Problemfeld Demenz (+ Begleitbroschüre). Vincentz Verlag 1993. 158 DM

Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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