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Angehörigen-Dilemma:

Weiterbehandeln

trotz Koma?

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

New York. "Welches weitere medizinische Vorgehen würden Sie befürworten, wenn Ihr dementer Partner in ein irreversibles Koma fällt oder zusätzlich zur Demenz an einem lebensgefährlichen Leiden erkrankt? Wie sicher wären Sie sich und wie würden Sie sich dabei fühlen." Diese Fragen stellten M. Mezey und Mitarbeiter 50 Personen, die ihren dementen Partner pflegten.

Als Handlungsalternativen stellten die amerikanischen Wissenschaftler vier Maßnahmen zur Auswahl: Wiederbelebung, Beatmungsmaschine, Sondenernährung und Antibiotikabehandlung).

Signifikant mehr Befragte (über 90 Prozent) erklärten, sie würden die vorgeschlagenen Behandlungsmaßnahmen nicht befürworten, wenn es sich um ein irreversibles Koma handelt. Beim Hinzukommen einer lebensgefährlichen Erkrankung würde sich jeweils die Hälfte der Befragten für oder gegen eine Wiederbelebung entscheiden, 56 Prozent würden eine maschinelle Beatmung, 42 Prozent eine Sondenernährung und lediglich 10 Prozent eine Antibiotikabehandlung ablehnen. Nur drei der insgesamt 24 Ehepartner von Demenz-Kranken im fortgeschrittensten Stadium waren gegen jegliche Hilfe. Je schwerer sich die pflegenden Partner belastet fühlten, um so eher tendierten sie dazu, einer Weiterbehandlung zuzustimmen. Obwohl ungefähr die Hälfte der Demenz-Patienten sich selbst zur Frage einer Weiterbehandlung bei lebensgefährlicher Erkrankung geäußert hatten, hielten sich die befragten Angehörigen erstaunlich wenig an solchen Willensäußerungen. Am ehesten orientierten sie sich an der "für alle Beteitigten vernünftigsten Lösung".

Die amerikanischen Wissenschaftler betonen die Vorläufigkeit ihrer Ergebnisse. Insbesondere bedarf es weiterer Studien, die zum Beispiel auch der Frage nachgehen, inwieweit sich das Entscheidungsverhalten der Angehörigen vom Verlauf der Erkrankung bzw. der eigenen Gesundheit beeinflussen läßt. Sie weisen darauf hin, daß eine gute Verständigung zwischen Angehörigen und medizinischen Betreuern jedenfalls viele Vorteile hat: Sie verhindert unnötige und ungewollte Behandlungen, verringert das Risiko rechtlicher Konflikte und senkt die Kosten.

M. Mezey, M. Kluger, G. Maislin, M. Mittelman: Life-Sustaining treatment decisions by spouses of patients with Alzheimer's disease. JAGS 44 (1996), 144-150


Wir danken

für die Bereitstellung des Textes aus dem ZNS- bzw. DEMENZ-SPEKTRUM

 

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