Das Theaterstück "Hirngespinste" erzählt die Geschichte eines Ehepaares, dessen Verhältnis sich durch die Alzheimer-Krankheit des Ehemannes verändert. Martins Verlust der Erinnerung führt schrittweise zum Verlust der Persönlichkeit. Jeder der Partner erfährt seine eigene Realität und lebt von seinen eigenen Hirngespinsten.

"Hirngespinste" schildert, wie Martin und Vera, seit einem halben Jahrhundert ein Paar, durch die Krankheit einander fremd werden. Beide erleben, wie immer mehr Details aus Martins Erinnerung verschwinden, Zusammenhänge sich auflösen und er sein Bewusstsein für Zeit verliert. Manchmal steht Martin am Klavier und sucht die Musik - in seinem Kopf, in den Noten, in seinen Händen, in den Tasten. Er erforscht die ihm bleibenden Sätze: Wörter, die ihre Eindeutigkeit verloren haben, eine Eindeutigkeit, die sie vielleicht nie besessen haben.

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt", schreibt der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Demenzerkrankte verlieren mit ihrer Sprache nicht nur ihr wichtigstes Kommunikationsmittel. Ihnen entgleitet auch die innere und äußere Wirklichkeit - die "Grenzen ihrer Welt" verwischen.

Chaim Levano zeigt den Zerfall menschlichen Geistes, indem er die Hauptfigur in vier Rollen aufspaltet, die für verschiedene Stadien der Krankheit stehen. Er versetzt den Zuschauer in den Kopf des Alzheimer-Kranken. Zeit- und Wahrnehmungsebenen verschieben sich in "Hirngespinste". Die Inszenierung stellt die Zuschauer vor die Frage nach der Substanz unserer Sprache und dem Wesen der Zeiterfahrung.

Der Regisseur Chaim Levano hat die Vorlage des Romans von J. Bernlef für die Bühne dramatisiert und zeigt das Phänomen der Zerbröckelung des Geistes, indem er die Figur Martin in vier Personen aufteilt.

Die Aufführung wird von einer Musikband live begleitet.

Chaim Levano, einer der führenden Köpfe der holländischen avantgardistischen Theaterszene bringt das Thema jetzt in einer internationalen Koproduktion auf die Bühne des Saalbaus. Levano hat seine Karriere als Musiker begonnen. In seinen Theaterarbeiten erzeugen Bewegung, Sprache, Raum- und Lichtinstallationen gleichermaßen komplexe Bewusstseinsräume.

Kurzbeschreibung des Buches von J. Bernlef

(AAI)

Das Buch erzählt in Form eines Romans beeindruckend und treffend, wie ein 71-jähriger Mann die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit bei sich selbst bemerkt, wie er seine Umwelt wahrnimmt, seine Gedanken und seine Gefühle und die Beziehung zu seiner Frau und zu anderen Menschen. "... zugleich die Geschichte einer Liebe zweier miteinander alt gewordener Menschen."

Meinung

Hans Augenstein (AAI)

Die fiktive Ich-Erzählung eines Alzheimerkranken. Dieses Buch vermittelt dem Leser ein aus meiner Sicht realistischen Eindruck, wie es sein kann an Alzheimer erkrankt zu sein und kann sicher für betroffene Angehörige zum besseren Verständnis ihrer kranken Angehörigen führen.

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