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Dr. Dr. Herbet Mück

Eheliche Bedürfnisse und Demenz in Heimen

© Dr. Dr. Herbert Mück, Köln

USA. USA. Wie soll man reagieren, wenn ein De-menz-Kranker und sein Ehepartner sexuelle Wünsche haben? Dieser Frage begegnen be-sonders Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, die Demenz-Patienten betreuen. Folgende Empfehlungen gibt K. G. Reza:

  1. Berücksichtigen Sie, dass sich die meisten Erwachsenen unabhängig von möglichen Be-hinderungen Intimität und liebevolle Zuwen-dung wünschen. Wie sich diese Bedürfnisse im Detail darstellen, hängt von zahlreichen Facet-ten des Einzelfalls ab (gesundheitliche Verfas-sung, vorhandene Behinderungen, Existenz eines Partners, kulturelle und soziale Normen, bisheriges Intimleben).

  2. Bedenken Sie, dass verheiratete Demenz-Kranke meist schon erhebliche Belastungen ihrer Beziehung verkraften mussten. Ersparen Sie dem Paar deshalb unnötigen weiteren Stress. Wenn sich ein solches Paar ehelichen Verkehr wünscht, sollten sie dies weder als „infantil“ oder „trivial“ abtun, noch unflektiert fördern.

  3. Finden Sie heraus, von wem der Wunsch nach intimem Kontakt ausgeht. Die Pflegeein-richtung steht immer auf Seiten des Patienten und sollte daher vorrangig dessen Perspektive beachten. Klären Sie die möglichen Vor- und Nachteile für den Betreuten.

  4. Überprüfen Sie, ob sich der oder die Part-nerin des Demenz-Kranken tatsächlich eine sexuelle Beziehung wünscht. Nicht selten lei-den auch die jeweiligen Partner bereits unter kognitiven Störungen und sind daher nur noch eingeschränkt entscheidungsfähig. Da De-menzen progredient verlaufen, sollten Sie sich der aktuellen Bedürfnisse des Patienten immer neu vergewissern.

  5. Klären Sie, auf welche Weise der Demenz-Kranke sexuelle Wünsche äußert oder ob ihm diese eher übergestülpt werden. Als Indikator für eine fortbestehende gute Beziehung, ist nicht entscheidend, ob der Demenz-Kranke den Partner noch mit dem richtigen Namen ansprechen kann. Für Beurteilung der Bezie-hungsqualität sind körperliche Signale oft aus-sagefähiger.

  6. Fragen Sie sich, ob das Heim die beste Begegnungsstätte für das Paar ist oder ob es geeignetere Orte gibt. Sorgen Sie dafür, dass der besuchende Partner gut untergebracht ist.

  7. Erforschen Sie, ob sich der Demenz-Kranke der Vor- und Nachteile eines sexuellen Kontakts bewusst ist. Gewährleisten Sie, dass aus einer solchen Begegnung nicht neue Ge-fahren für die Gesundheit des Patienten er-wachsen (Überforderung, übertragbare Er-krankungen).

  8. Finden Sie heraus, ob die Umwelt mögli-cherweise ungünstig auf die sexuelle Bezie-hung des Patienten reagieren und diesen da-durch zusätzlich belasten könnte.

  9. Bereiten Sie den besuchenden Partner auf die Besonderheiten der Heimsituation vor. Nehmen Sie vorhandene Ängste. Besprechen Sie vorab Fragen und Komplikationen, die während des körperlichen Kontakts auftreten können.

  10. Bereiten Sie einen Alternativplan für den Fall vor, dass der Demenz-Kranke plötz-lich seine Bereitschaft zur intimen Begegnung oder seine Vorstellungen von dieser ändert.

  11. Gewährleisten Sie, dass sich die part-nerschaftliche Beziehung in einzelnen intimen Begegnungen erschöpft, sondern dauerhaft gepflegt werden kann.

Modifiziert nach K. G. Reza.: How do we assess and determine the mental capacity of our patients with Alzheimer´s disease and de-mentia for consent to conjugal visits with their spouse? Annals of Long-Term Care 2004 (12, Heft 4) 27-28

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