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Ein Garten, der die Sinne belebt

von Phyllis Jansen, Blickpunkt am Sonntag Euskirchen (20. Juli 2003)

Auf 1200 Quadratmetern können Demenzkranke ihre fünf Sinne beleben.

Weilerswist. Nach einjähriger Bau- und Planphase wurde am vergangenen Samstag im Weilerswister Altenwohlzentrum im Rahmen der 20-Jahres-Feier der Einrichtung ein Pilotprojekt der besonderen Art eingeweiht: ein Kommunikations-, Erfahrungs- und Begegnungsgarten für alte und demente Menschen.

Das eine Millionen schwere Objekt beruht ganz auf der Philosophie der Kinesiologie: Der Weg ist in Form zweier Achten angelegt. Das beschreiten dieser Achten aktiviert die beiden Hirnhälften und fördert die Konzentration. Der rollstuhlgerechte Gartenweg umrahmt Kräuterbeete, Obstbäume, Teichanlagen und Steinskulpturen in der Form zweier Achten. Demenzkranke, die häufig einen ausgeprägten Bewegungsdrang haben, können diesen im Garten der Sinne sicher ausleben, denn der Weg ist mit einem weisenden Geländer versehen und führt auf Grund der geometrischen Anlegung immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Allerdings hat das Geländer nicht nur eine richtungsweisende Funktion, sondern es ist darüber hinaus noch mit vielen verschiedenen Oberflächen, Strukturen und mit, in das Geländer eingelassenen, Kugeln versehen, die den Tastsinn schulen.

"Mal rau, mal glatt, mal warm, mal kalt", schildert Alexander Nix, der Garten- und Landschaftsarchitekt, die den Händen der Gartenbesucher gebotene Abwechslung. Für Berührungserfahrungen sorgt auch die große Tastskulptur in der Mitte der Anlage: die verschiedenen in den marmor eingearbeiteten Strukturen, können von den forschenden Händen der Bewohner erkundet werden. Ebenso an dem Geländer angebracht sind Schalen, die frisches, schmackhaftes Obst und duftende Krauter enthalten. Auf diese Weise wird der Geschmacks- und Geruchssinn gefördert. Ebenfalls für ein angenehmes Dufterlebnis sorgen die frisch gepflanzten Duftrosen, sowie die Kräuter Lavendel, Thymian, Salbei und Rosmarin. Viele Elemente des Gartens widmen sich auch dem Hörsinn: das in der Anlage mehrfach präsente Wasserplätschern, das Rauschen der Schilfgräser und der "Vogelbaum", lassen die dementen Menschen die Natur auch akustisch erleben. Und die aufwändig gestaltete Gartenanlage stellt nicht nur an sich eine wahre Augenweide dar und schult so das Sehen.

Bildhauer Wolfgang Göddertz hat sich für die dementen Menschen noch etwas besonders ausgedacht: Eine überdimensional große Lupe, die auf kleine Blumenbeete, sowie tannenzapfen und Früchte des Gartens gerichtet ist. So lassen sich kleinste Details, sowie Farbenschauspiele, die für die alten Menschen mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar wären, gut beobachten. "Die Generation der heutigen dement Kranken hat in ihrer Jugend die Natur noch hautnah erlebt", so Alexander Nix. Grunderfahrungen aus frühster Kindheit, wie Vogelzwitschern, Plätschern des Baches, der in der Luft liegende Duft von Blüten und Krautern und natürlich das Naschen vom nachbarlichen Obstbäumen lassen die Kindheit Revue passieren. Im Rahmen des Möglichen sollen die Bewohner des Heims an der weiteren Mitgestaltung des Gartens beteiligt werden. Es gilt das eigens dafür angelegte und mit dem Rollstuhl gut erreichbare Beet mit zu bepflanzen, gegebenenfalls einfache Gartenarbeiten zu übernehmen und an einer dafür vorgesehenen Ecke auch Erinnerungen, etwa dem Gedenken verstorbener mitbewohner gewidmet, nieder zu legen.


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