[AlzheimerForum Homepage => Übersicht => Hilfsmittel]

Logo: AlzheimerForum
Logo: Alzheimer Angehoerigen Initiative e.V.




Hilfen bei Weglauftendenz

Demenzkranke entfernen sich häufig selbständig aus ihrer gewohnten Umgebung und finden dann nicht mehr selbständig zurück. Um ihnen und den Angehörigen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, gibt es mehrere Möglichkeiten. Hier finden Sie Erläuterungen zu diesem Thema und einige Hilfestellungen:

Das Problem:

  1. Ist vielschichtig und betrifft mehrere Aspekte. Das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen hat festgestellt (Az.11 LB 226/11), dass eine allgemeine Geschäftsunfähigkeit nicht von der Zahlungsverpflichtung befreit (Quelle: versicherungsbote.de 03.04.12). Wird eine Person von der Polizei beispielsweise in sein Heim zurück gebracht, dann sind diese Einsatzkosten von ihm zu begleichen. Die Gefahrenabwehr müsse nicht vom Staat finanziert werden, begründeten die Richter ihre Aussage.
  2. Je nach Gefahrenlage sind hierbei mit erheblichen Kosten zu rechnen, denn ein Hubschraubereinsatz zum Aufspüren einer vermissten Person bindet viele Einsatzkräfte. (Vergleich: Hubschrauberbesatzung findet vermisste Seniorin suedkurier.de 06.03.12)
  3. Bei einer Suchaktion nach einem Pflegeheimbewohner in Kärnten (Kaernten.orf.at 15.11.07) waren 32 Kräfte der Polizei, Feuerwehr und Bergrettung beteiligt.
  4. Leider kommt manchmal die Hilfe zu spät, wie die Irrfahrt einer Rentnerin durch den Schwarzwald zeigte (Ärzte Zeitung 08.06.09).
  5. Es ist unter Umständen schwierig, eine Person in einem großen Gebäudekomplex (z.B. Warenhaus) wiederzufinden. Es ist sogar schon vorgekommen, dass ein demenziell erkrankter Patient im Krankenhaus durch Verirren zu Tode gekommen ist, obwohl er das Krankenhaus nicht verlassen hat. Hier stellt die indoor-Lokalisierung nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Technik vor besondere Herausforderungen.

Zurück zum Anfang des Dokuments

mögliche Ursachen:

  1. Der Demenzkranke will nach Hause: Er meint damit sein Zuhause in der Jahrzehnte vergangenen Zeit, in der er sich wähnt
  2. Pflichtbewusstsein: Er will z.B. zur Arbeit oder ein Kind abholen
  3. Unbehagen: Er will sich einer Situation entziehen, die ihm unbehaglich ist (z.B. laute oder unruhige Umgebung)
  4. Nebenwirkungen von Medikamenten, die Unruhe auslösen können
  5. Leere, die der Demenzkranke zu füllen sucht
  6. Suchen eines Gegenstands

Zurück zum Anfang des Dokuments

Vorbeugemaßnahmen:

  1. Möglichkeit schaffen, den Demenzkranken herumlaufen zu lassen
  2. Beschäftigung anbieten, z.B. Schaukelstuhl, Smarties sortieren, Tisch wischen
  3. Türen "verstecken", z.B. hinter einem Vorhang, oder wie die Wand tapezieren bzw. streichen
  4. Tür trickreich verschließen (z.B. Öffnen nur mit Summer der über einen Lichtschalter - ggf. mit Zeitrelais - bedient wird
  5. Türklinke so anbringen, dass man sie hochziehen - statt niederdrücken - muss, um die Tür zu öffnen
  6. nach außen führende Wohnungs- bzw. Grundstückstüren verschließen oder zumindest mit einem Signalgeber (z.B. Glöckchen) sichern
  7. Nachbarschaft informieren, damit sie den Umherirrenden ansprechen, helfen und möglicht heimbringen oder wenigstens dessen Angehörige benachrichtigen

Zurück zum Anfang des Dokuments

Wiederfinden:

  1. Hilfsmittel nutzen (s.u. Hilfreiche Produkte)
  2. Demenzkranken vorbeugend mit perönlicher Identifikation ausstatten, z.B. Namenschilder in der Wäsche, SOS-Anhänger (dort auch Angaben zu notwendiger Medikation z.B. bei Diabetes eintragen)
    Lesen Sie hierzu …ein cooles T-shirt onlyme.de, 03.06.10
  3. Liste mit Orten anlegen und fortschreiben bzw. reduzieren, die der Demenzkranke gerne aufsucht (vor allem die ihn gefährdendenen)
  4. aktuelle Beschreibung des Demenzkranken (Alter, Größe, Gewicht bzw. Konfektionsgröße und Fotos) bereithalten

Zurück zum Anfang des Dokuments

Hilfreiche Produkte:

Personenortung kann ein zweischneidiges Schwert sein. Hinsichtlich der Chancen und Risiken der Personenortung hat sich seit dem c't-TV vom 17.01.09 „Ich weiß genau, wo Du bist!“ hat sich gar nicht so viel getan: Es gibt kleine Geräte die die Personen am Körper tragen, ähnlich einem Handy. Smartphones haben zumeist eine GPS-Funktion und Spezialprodukte punkten mit weiteren Funktionen, wie einem Sturzsensor.

Im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung können diese in Schuhe bzw. Einlegesohlen utergebracht werden oder konventionell in Armbändern oder Uhren möglichst mit Sicherheitsverschluss, die besser den Gewohnheiten der Träger entsprechen dürften.

In jedem Fall ist auf eine hohe Akku-Kapazität zu achten und eine möglichst einfache Lademöglichkeit. Zudem sollte das Gerät möglichst immer am Körper getragen werden, wenn sie das Haus verlässt.

  1. Personensuche per Android-Smartphone oder iPhone
  2. GPS-Schuhe für Alzheimer-Patienten Focus 06.06.09
    Neue Erfindung: GPS-Schuhe für Alzheimer-Patienten diepresse.com 24.10.11
  3. 13-Jähriger entwickelt Personensuche per Handy onlinekosten.de 11.04.09
  4. Columba Armband ermöglicht Standortbestimmung von orientierungslosen oder vermissten Alzheimerpatienten MedKolleg 20.11.06
  5. Fast jedes Smartphone bietet inzwischen eine GPS Satelliten-Ortung.
  6. Armbänder mit Sicherheitsverschlüssen ähnlich einer elektronischen Fußfessel 2004
    So verfügt die robuste, wasserdichte GPS-Uhr für Demenz-Patienten - MT-300, die u.a. über SMS geortet werden kann, über ein Sicherheitsarmband sowie einen Sturzmelder und Notruftaste und kann am Handgelenk nicht abgeschaltet, wohl aber aufgeladen werden.
  7. LOCOMOTION - Unabhängigkeit für Senioren im Alltag (2003)

Zurück zum Anfang des Dokuments

Literatur:

  1. Ich will nach Hause – vom Hin- und Weglaufen Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg | Selbsthilfe Demenz, April 2018
  2. Einsatz mobiler Endgeräte im Bereich Personenortung bei dementiell erkrankten Menschen - Durchführung einer Studie zur Evaluation geeigneter mobiler Endgeräte Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover, Braunschweig, Deutschland 20.09.12
  3. Phänomen Hinlauftendenz (2010)
  4. Diese Personenbeschreibung kann helfen, einen vermissten an Demenz erkrankten Menschen wiederzufinden. Es können Informationen zum Aussehen und zu aktuellen Gewohnheiten erfasst werden, die eine schnelle, zielgerichtete Suche durch die Polizei und die beteiligten Rettungsdienste ermöglichen.

Zurück zum Anfang des Dokuments