[AlzheimerForum => Übersicht => Angehörige berichten]

Logo: AlzheimerForum
Logo: Alzheimer Angehoerigen Initiative e.V.

Ich möchte doch nur noch ein paar Jahre leben


"Ich möchte doch nur noch ein paar Jahre leben!"

Während meine Mutter das zu mir sagte, liefen ihr die Tränen und sie tat mir unendlich leid. Morgens hatte sie mich aus dem Krankenhaus angerufen und angefleht, ich solle sie da raus holen. Das war im Mai 1983.

Im Dezember zuvor hatten wir gerade die Goldene Hochzeit unserer Eltern gefeiert, nur mit unserer Familie, was immerhin heißt: Vier Kinder, vier Schwiegerkinder, fünf Enkel, zwei Schwiegerenkelkinder. Die Welt schien noch in Ordnung oder gab es da schon Anzeichen für die Demenz unserer Mutter?

Wenn ich mir heute das Video anschaue, finde ich schon, daß da was nicht ganz stimmte oder war meine Ma tatsächlich schon immer etwas durcheinander?? Wieso konnte sie das einfache Kreuzworträtsel über ihre Ehe nicht lösen, warum fielen ihr die alten Witze nicht mehr ein?

Einige Monate später kam dann die Magenspiegelung und ein Verdacht bestätigte sich. Das Magengeschwür hatte sich zu einem bösartigem Tumor entwickelt und mußte sofort operiert werden. Aufgefallen war mir, daß sie bei der Aufnahme im Krankenhaus keine der Fragen beantworten konnte. Aber war Ma nicht zeitlebens ängstlich und vor allem unsicher gewesen? Dann hatte man sie auch noch mit einer frisch Operierten zusammengelegt. Das war einfach zu viel. Ich holte sie ab und wir machten bei uns einen langen Waldspaziergang. Sie tat mir so leid in ihrer Hilflosigkeit und ich schwor mir, ihr zur Seite zu stehen für die letzten paar Jahre.

Nach der Operation sprach uns ein Arzt auf die Verwirrtheit unserer Mutter an. Sie hatte Tote auf der Fensterbank und Scherben auf dem Fußboden gesehen. Nein, verwirrt sei sie nicht, sagten wir. Vergeßlich, wie eben viele im Alter sind, schließlich war sie gerade 78 Jahre alt geworden. Dazu die Aufregung, die schwere Operation, Unterzucker, Lungenentzündung. Aber sie hat das alles ganz gut verkraftet. "Sie bleibt aber ein Pflegefall, allein leben kann sie nicht" wurde uns zur Entlassung gesagt.

Zuhause haben wir sie dann erst mal so richtig verwöhnt. Ich war gerade arbeitslos geworden und hatte ich mich entschlossen, die Pflege meiner paranoid-schizophrenen Tante zu übernehmen. Da die im Haus neben meinen Eltern lebt, war klar, daß ich immer gleichzeitig kurz bei meinen Eltern reinschaue und nachmittags dann Ma zum täglichen Waldspaziergang mit dem Hund mitnahm. Es wurde zur festen Einrichtung, nachher hatte Papa immer Kaffee für uns drei gekocht. Die Zeit dafür hatte ich eigentlich auch nicht immer übrig, aber sie haben sich immer so gefreut und oft wurde es dann auch sehr schön und ich habe viel von früher erfahren. Mein Vater sagte oft zu mir "Maria, vielen Dank für Deinen Besuch" oder "Ich freu' mich immer, wenn ich dich sehe".

Mein Vater bat mich, für sie - gegen Bezahlung - zu kochen, weil das bei Mama ewig dauerte, sie in der Küche ein Chaos veranstalte. Ich nahm das Angebot an, schließlich lohnte es sich dann auch eher, für meine eigene Kleinfamilie zu kochen. Einkaufen ist Papa gegangen. So ist uns nicht aufgefallen, ab wann unsere Mutter es tatsächlich nicht mehr allein konnte: Essen kochen, einkaufen, Umgang mit dem Geld. Apropos Geld. Das wurde dann zum Problem. Sie versteckte ihr Portemonnaie, Papas Brieftasche. Es kam zu ersten Streitereien, Schuldzuweisungen. Mein Vater war zeitweise überfordert: "Die war immer schon blöd" und andere schlimme Sätze fielen.

Ich war dann der Blitzableiter. Die Waldspaziergänge wurden zwingend notwendig für meine Mutter, um ihre Wut rauszulassen. "Weißt Du was der heute zu mir gesagt hat?" Ich mußte mir immer mehr anhören von den gegenwärtigen Eheproblemen - und zunehmend die aus der Vergangenheit. Dann erzählte sie fast täglich von früher, vom frühen Tod ihrer Schwester, von ihren Eltern, aus der Jugendzeit in Bochum. Immer weniger aber konnte sie mir Details beantworten, wann und wo und was zum Beispiel mit dem Vater gewesen war. Details zu Daten oder Orten, die Zusammenhänge wußte sie nicht mehr, das hatte sie vergessen.

Die Streitereien zuhause nahmen zu. Krisensitzung unter uns Geschwistern. "Wir müssen uns abwechselnd nachmittags kümmern. Jeder einen Tag in der Woche, das müßte doch gehen?" "Ich habe keine Zeit" "Ich kann das nicht" "Ich habe keine Lust" "Da müssen wir eine Fremde einstellen" "Wer soll das bezahlen?"

Als ich mit Mutter eine ihrer Cousinen im Krankenhaus besuchte, fiel mir auf, wie sie sich an mich klammerte. Angst im Straßenverkehr, Unsicherheit, ich spürte ihre nervösen Finger an meinem Arm. Und dann noch ihre dominante Schwester. "Nein die Blumen können wir nicht kaufen, unmöglich" "Was, Du weißt nicht, wer Anna Schultze ist, das gibt's doch gar nicht, mit der bist du doch zur Schule gegangen". Gelächter!!!

Mama war wütend, ich auch. Warum sind manche Menschen nur so unsensibel?

Ungefähr 1996 muß es auch gewesen sein, als uns auffiel, daß sie mit den Fernsehmoderatoren sprach. Sie guckte sowieso immer gern und viel Fernsehen, zeitweise konnte man sie schon fernsehsüchtig nennen. Ihre heißgeliebten Serien mußten laufen, aber sie kam bald mit der Uhrzeit, mit der Fernbedienung nicht mehr zurecht. Mein Vater mußte ihr die Sendungen einschalten. Samstag nachmittags "Kinderquatsch" mit Michael Schanze rührte sie zu Tränen, ein Herz für Kinder hatte sie eh' immer. Sie klatschte, lachte so komisch, lachte sie etwa den Fernseher an?? Ich stutzte. "Ja, der kennt mich" sagte sie. "Der wird dich wohl kaum kennen" antwortete ich etwas genervt. "Na klar - oder was meinst du, warum er mich so nett begrüßt???" Mir wurde in dem Moment ganz anders, die Situation war so irrsinnig, es drückte mir den Magen zu. Später ließ sie nicht mehr zu, daß da Leute sind (aus dem Fernseher in ihrer Wohnung), die sie nicht mochte. "Fliege" zum Beispiel. Wenn Vater "Fliege" guckte, ist sie heimlich abgehauen. Ganz leise hat sie die Tür zugemacht, damit die im Wohnzimmer nichts merkten. Sie kam zu mir "Papa hat wieder diesen komischen Mann im Wohnzimmer, den kann ich nicht ab". Und überhaupt, Papa machte eh' alles falsch. Er sollte sich ordentlicher anziehen, wenn die Musiker kommen, sollte mit ihnen sprechen, ihnen Geld geben, was zu trinken, ihnen Logis gewähren, seine Füße durfte er nicht mehr hochlegen etc. etc..

Eine lange Zeit lebte Mama fast nur noch in dieser Scheinwelt von Volksmusikern und Entertainern. Andy Borg war ihr Freund, Karl Moik war ihr zu arrogant, Bundeskanzler Schröder hat sie (von den Wahlplakaten) gegrüßt.

Dann konnte sie zunehmend Bekannte und Verwandte nicht mehr erkennen - bzw. erst nach Erklärungen.

Sie fragte mich, warum sie nicht zuhause sei. Die Wohnung, in der meine Eltern seit 40 Jahren lebten, kam ihr fremd vor. Das war nicht ihr zuhause. Sie wollte zurück nach Bochum, wo sie aufgewachsen war, zu ihren Eltern oder in den "Kuhkamp", in unseren Dorfgasthof, wo sie während des Krieges wohnte, aus dem ihre Mutter stammte.

Im Sommer 1998 ist sie nach einem Streit wieder zu mir geflüchtet, aber sie hat meine Straße nicht mehr gefunden, sich vorher schon verlaufen. Sie hatte sich - trotz Temperaturen über 30 Grad - Winterstiefel angezogen und draußen ihren Blazer ausgezogen, darunter nur ein Unterhemd und die inzwischen viel zu große Hose mit Sicherheitsnadeln geklammert. Im Wald bei uns war sie gewesen, hatte Blumen gepflückt. Sie liebt die Natur, Blumen, Sonne, Kinder. Meine Nichte hat sie aufgelesen. "O Gott, wie peinlich." Erneute Krisensitzung unter uns Geschwistern. Die Schränke wurden ausgeräumt, Lieblingskleidungsstücke ausgemustert. "Ist doch egal wie sie rumläuft" "Du bist genau so (doof) wie Mama" "Du bist genau so (stur und egoistisch) wie Papa" "Der arme Papa muß so unter ihr leiden" "Mama ist auch krank" "In die Wohnung kann man keinen mehr reinlassen." "Die müssen in eine kleinere Wohnung" "Kommt gar nicht in Frage"

Die Wohnung roch inzwischen nach Urin, weil meine Mutter nachts nicht mehr schnell genug zur Toilette kam. Sie hatte sich auch zeitweise nachts eingeschlossen, weil sie Angst vor meinem Vater hatte. "Du, ich glaube, der wird verrückt, der benimmt sich manchmal so komisch". Sie hatte dann in irgendwelche Schüsseln uriniert und die auf den Schrank gestellt oder sonstwo versteckt. Sie ging zu der Zeit auch mit kompletter Tageskleidung zu Bett, nachts zog sie sich dann die Hose aus und ohne Schlüpfer wieder an. Den verunglückten Slip legte sie dann ausgerechnet auf die Heizung. Hier ließ sie keine Hilfe zu, weder von mir noch von meinem Vater. Es war auch alles so korrekt - ihrer Meinung nach. Nur, daß ihr Zimmer umgeräumt wurde, das machte sie wütend. "Ich finde nichts mehr wieder, die haben mir alles weggenommen" "Die haben gesagt, es stinkt" "Die sollen doch bleiben, wo der Pfeffer wächst" "Ich will keinen mehr sehen".

Im Sommer 97 rief ich aus dem Urlaub zuhause an, Papa nahm nicht ab, das war verdächtigt. Er lag im Bett, was war los? Wieder zuhause, erfuhren wir dann, daß das alte Krebsleiden wieder aufgetreten war, und es hatten sich Metastasen an der Wirbelsäule gebildet. Dank Aufbauspritzen und Schmerzmitteln hatte er seine Krankheit nach einiger Zeit relativ gut wieder im Griff. Die Phasen, in denen er bettlägerig war, waren für meine Ma ganz schlimm, es warf sie völlig aus der Bahn. Sie kam nicht damit klar, die Gefühlszustände schwankten von depressiv bis deprimiert über aggressiv, schwankten zwischen Schuldzuweisungen und Mitleid - immer kombiniert mit dieser entsetzlichen Hilflosigkeit.

Den neuen Hausarzt lernte sie dann bei den Hausbesuchen kennen. Allerdings wollte meine Mutter nichts mit Ärzten zu tun haben, ihr fehlte ja auch nichts und sie verschwand immer, wenn der Arzt kam, in ihrem Zimmer. Der Hausarzt verschrieb Neurocil gegen Unruhe und Adumbran für die Nachtruhe. Und auf meine Frage, ob es sich hier wohl um die Alzheimer-Krankheit handelt, verwies er mich an die Neurologin im Nachbarort.

Ihre Geburtstage mochten meine Eltern nie groß und erst recht nicht auswärts feiern. Und selbst auf den Geburtstagen zuhause wurde meine Mutter früher oder später ungehalten. Sie bekam einen hochroten Kopf, zog sich zurück, wurde böse, schloß sich in ihr Zimmer ein.

Sie kam schon länger mit vielen Personen am Tisch nicht mehr zurecht. Und sie konnte den Gesprächen nicht mehr folgen. Vor allem, wenn viel gesprochen wurde, laut, durcheinander. Und tatsächlich kümmerte sich kaum einer um sie. Kaum jemand sprach mehr mit ihr, alle gingen gleich zu Papa und ließen Mama in der Küche zurück.

Im letzten Jahr war sie sehr unruhig. Sie lief ruhelos durch die Wohnung, fand sich nicht zurecht und saß in einem Berg von Schuhen. Schuhe und Strümpfe paarweise anzuziehen gelang ihr nicht mehr. In ihrer Unruhe wurde sie immer unsicherer und aggressiver. Sie beschimpfte uns oder verkroch sich stundenlang in ihrem Zimmer. Sie sperrte meinen Vater, vor dem sie phasenweise Angst hatte, aus. Das beste Mittel war dann der Waldspaziergang, sofern das Wetter es zuließ. Mama hatte manchmal stundenlang an der Balkontür gestanden und auf mich gewartet.

Etwa zur gleichen Zeit wurden die Tumorschmerzen bei meinem Vater so stark, daß er eine sechswöchige Strahlentherapie im Krankenhaus überstehen mußte. Immer öfter wollte er nicht mehr leben. Wir Geschwister haben uns Tag und Nacht bei Ma abgewechselt. Sie kann nicht mehr allein bleiben, findet sich in ihrer eigenen Wohnung nicht zurecht, ist unsicher, hat Angst.

Meine Mutter hat gegen ihre Aggressivität (Vater gegenüber) von der Neurologin Haldol in minimaler Dosierung verschrieben bekommen. Danach wurde sie viel ruhiger, ließ sich anziehen, waschen, ging mit zum Arzt, ließ eine Putzfrau zu und sie war viel umgänglicher geworden. Da sie dadurch viel selbstzufriedener wurde, traten ihr die Menschen auch wieder viel freundlicher gegenüber.

Inzwischen war ich doch verunsichert, was die Verabreichung von Haldol betraf und beim zweiten Versuch, es abzusetzen, hat es geglückt. Sie kommt jetzt ohne Psychopharmaka aus. Seit einigen Monaten geben wir ihr ein Gingko-Präparat.

Im Januar 1999 verstarb mein Vater, zwar vorhersehbar, aber doch sehr plötzlich. Nachdem er inzwischen eine Unsumme an Schmerzmitteln genommen hatte, sind wir zur Schmerz-Ambulanz in Bielefeld gefahren und dort wurde ihm Morphin verschrieben. Vielleicht war es die Umstellung, vielleicht die Nebenwirkungen, offensichtlich war auch der Magen von den vielen Medikamenten inzwischen kaputt. Vielleicht hatte sich auch der primäre Prostata-Krebs inzwischen auf die Niere ausgeweitet. Samstag abends hat er noch Fernseh geguckt und am Sonntag baute er stündlich ab, montags im Krankenhaus ist er nachmittags verstorben. Die Nieren hatten versagt, der Magen hatte geblutet (gebrochene Magengeschwüre), alles war in ihm zusammengebrochen.

Wir haben unserer Mutter den Tod ihres Mannes häppchenweise beigebracht, so wie ihr Gehirn es verkraften konnte, immer unter dem Motto "Schock vermeiden". Wenn es ihr zuviel wurde, hat sie sich von selbst in ihre Scheinwelt aus Musikanten zurückgezogen. Im großen und ganzen hat sie es aber gut verkraftet und zeitweise auffallend klar verarbeitet. So sagt sie manchmal, daß sie nicht mit zum Friedhof möchte, weil das eh nichts mehr hilft, dann aber wieder sagte sie mal: "Das sollen doch die Angehörigen machen, (sich um das Grab kümmern). Was geht uns das an?"

Im Frühjahr haben wir eine Frau gefunden, die bei Ma wohnt und sich um sie kümmert. Die Umstellung war für mich sehr schwer, ich hatte doch große Probleme mit dem Loslassen. War Ma in ihrer Hilflosigkeit doch wie ein Kind für mich geworden. Aber da ich eine eigene Familie habe, konnte ich die Pflege nicht allein übernehmen und so erschien uns diese Lösung sehr gut.

Inzwischen hat sich der Zustand unserer Mutter weiter verschlechtert. Sie summt den ganzen Tag monoton vor sich hin. Ab und zu klimpert sie völlig falsch auf ihrer Gitarre oder sie versucht mal was zu malen, was ihr aber nicht mehr gelingt und sie eher frustriert. Nach wie vor liebt sie Ausflüge über alles, aber ihr lautes Gesumme macht das Einkehren in Gasthöfen zunehmend schwierig.

Ihre Widerstände sind fast gebrochen, sie nimmt alles kommentarlos hin und bewegt sich fast nicht mehr von der Stelle, wenn sie nicht dazu angeleitet wird. Sie hat aber auch die räumliche Orientierung in ihrer Wohnung weitestgehend verloren.

Als ich aus dem letzten Urlaub zurückkehrte hat sie mich erst nicht erkannt. Das war für mich ganz grausam. An meinem Lachen hat sich mich dann doch erkannt. Aber nichtsdestotrotz erkennt sie ihre Kinder und Enkelkinder immer seltener. Es hat den Anschein, daß sie zu allen gleich freundlich ist und nachher fragt sie dann: "Was waren das denn für Mädchen??"

Immer wenn unsere Pflegerin Urlaub nimmt, wohne ich bei Ma und in 1 - 2 Tagen haben wir wieder unser vertrautes, gutes Verhältnis aufgebaut. Sie fühlt sich sehr wohl in meiner Gegenwart, lacht viel, spricht wieder mehr und bei unseren gemeinsamen Ausflügen besonders im Wohnmobil ist sie glückselig. Sie möchte, daß ich immer bei ihr bleibe.

Wenn dann die Pflegerin zurück kommt, ist Ma traurig, zieht sich in sich zurück, manchmal weint sie, obwohl die beiden eigentlich sehr gut miteinander auskommen. Mir fällt es dann sehr schwer, wegzugehen, ein schlechtes Gewissen stellt sich ein, ich bin sehr traurig. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung und auch aus den vielen Kontakten im Alzheimer-Forum, daß ich loslassen und die Pflege abgeben mußte. Es gilt Liebe und Last abzuwägen, wie mir mal Marina Bokämper per e-mail schrieb. Vielleicht fahre ich noch mal mit Ma in eine spezielle Ferienfreizeit in Boltenhagen, denn es wird nicht mehr lange dauern, daß sie mich noch kennt.

Die Alzheimer-Krankheit ist grausam, weil es ein ganz langsamer Tod ist. Habe ich meinen Vater sechs Monate nach seinem Tod noch in guter Erinnerung, kann mich an sein Lachen, seine Gestik, seine Ratschläge noch genau erinnern, so weiß ich schon gar nicht mehr, wie meine Ma war, als sie noch gesund war. Ich kann mich nicht mehr an sie erinnern, obwohl sie noch lebt.

© Maria Tölle
im Juli 1999

 

Zurück zum Anfang des Dokuments